OCHSENBAUER MEETS SOKAL -
Rezensionen zu Konzerten
Gut geerdet – Ochsenbauer und Sokal brillieren in Germering
Charles Mingus, Oscar Pettiford, Paul Chambers, Ron McClure, Charlie Hadem, Chuck Israels – es sind die danz Großen des Jazz, deren Namen alleine schon das Herz eines jeden Bassisten höher und schneller schlagen lassen. Mit Sicherheit auch jenes von Johannes Ochsenbauer. Und genau aus diesem Grund hat er vor vier Jahren die Formation Ochsenbauer meets Sokal gegründet. Ein Projekt, das sich Bassisten widmet, ohne in der Praxis wirklich basslastig zu klingen. Am Freitag war das Quartett in der Germeringer Stadthalle zu Gast und hat mit den kompositorischen Vorgaben der oben Genannten eine packende Reise durch den Jazz unternommen. Bebop, Swing, Blues, Modal, ja selbst ein wenig karibisches Flair zog bei bitterkalten Außentemperaturen durch den Amadeussaal.
Der Bass, soll Johann Sebastian Bach schon gesagt haben, gebe der Musik die Schwerkraft. Im Jazz wohl auch, damit der Rest der Band auf und davonfliegen kann. Immer in der Gewissheit, in schwierigen Zeiten einen sicheren Landeplatz zu kennen. So ähnlich ist das Spiel Ochsenbauers angelegt. Er grundiert geschickt, spielt traumhaft sichere Viertel, ist bei jedem Tempowechsel der erste, inspiriert seine Mitmusiker und vermittelt ihnen zugleich ein Höchstmaß an Sicherheit. Und im Austausch mit Michael Keul, dem Trommler der band, scheint er noch dazu unschlagbar. Beide bereiten genau den rhythmischen Boden, den Harry Sokal für seine transparenten wie expressiven Improvisationen braucht. Mit selbstbewusstem, an John Coltrane geschultem Ton ist er mit unbändiger Ausdruckslust auf ständiger Entdeckungsreise. Der Wiener Saxophonist war Gründungsmitglied uns fast zwei Jahrzehnte fester Bestandteil des legendären Vienna Art Orchestra, hat mit Art Blakey, Joe Zawinul und Friedrich Gulda gesielt und bekam 2005 als „Musiker des Jahres“ den österreichischen Hans Koller Preis. Auf der anderen Seite der Bühne Tizian Jost, der sich in den letzten Jahren unglaublich entwickelt hat. Zum einen ist er ein wichtiger (harmonischer)Teil der Rhythmusgruppe. Er schaufelt mit seinem Piano elegante Akkorde unter die Improvisationen seiner Mitmusiker, wie Schotter unter das Gleisbett, die jeder Vibration gewachsen sind. Und er brilliert selbst solistisch, dass es eine Freude ist.
„Solange ich denken kann, wollte ich Jazz spielen“, sagt der heute 46-jährige Münchner auf seiner Homepage. „Und Brasilianisches“. Davon gab’s am Freitagabend zwar keine Kostprobe – dafür aber einen Calypso mit Gesangseinlage. Und diese Gesangseinlage war, wenn man so will, eine Welturaufführung. Denn einen Tag zuvor hat das Quartett den „Dacapolypso“ das erste Mal stimmlich geübt. Und es hat funktioniert!
Süddeutsche Zeitung, Jörg Konrad, 25.02.13
Von und für Bassisten
Es ist im Jazz wie in der übrigen Musik zwar eher selten, dass Kontrabassisten eine prägende Rolle spielen oder gar als Bandleader auftreten. Oscar Pettiford, Charles Mingus, Dave Holland oder Charlie Haden sind einige der bekannteren Ausnahmen, die auch jazzübergreifend Bekanntheit haben. Johannes Ochsenbauer in diese Reihe einzubauen, dafür ist es sicher noch zu früh. Aber der 31.-jährige aus dem schwäbischen Kutzenhausen stammende Musiker hat durchaus das Zeug dazu.
Das bewies er jedenfalls beim jüngsten Konzert der Jazzreihe im wie immer vollen Amadeussaal der Stadthalle: Gemeinsam mit dem Wiener Saxophon-Meister Harry Sokal (Gründer des Vienna Art Orchestra), dem in Grafrath aufgewachsenen Pianisten Tizian Jost und Schlagzeuger Michael Keul spielte er ausschließlich Nummern, die entweder von oder für Bassisten geschrieben wurden. Eröffnet von einem fetzigen „Jump Monk“ aus der Feder von Charles Mingus über Balladen („The Gentle Art of Love“) aber auch rasante Bebop-Nummern von Pettiford („Tricotism“) bis hin zu einem im Duett mit Sokal gespielten Stück von Charlie Haden: Ochsenbauer und sein Quartett begeisterten mit einfallsreichen Arrangements und überbordender Spielfreude. Die vier Musiker der Extraklasse, bewiesen dabei einmal mehr, dass auch scheinbar angestaubte, Jahrzenhnte alte Jazznummern frisch und modern sein können.
Münchner Merkur, Klaus Greif, 25.02.13
Erstklassig
Der Bassist fristet auf Bühnen ein eher hintergründiges Dasein. Als sogenannter Nebenmann kommt er selten zum Zuge, die meiste Zeit begleitet er. So essenziell diese Tätigkeit auch sein mag, so erfreulich ist es nun, dass ein junger Musiker der tief tönenden Zunft sich aufmacht, sein Instrument ins Rampenlicht zu bringen. Genau das hat Johannes Ochsenbauer mit seinem wundervollen Projekt „Bass Player’s Delight“, das in der Galeria Cervino auftrat, getan.
Das funktionierende Konzept, von erstklassigen Musikern ausgeführt, beschränkte sich im Repertoire ausschließlich auf Kompositionen, die von Bassisten verfasst wurden. So donnerte zu Beginn - einem Weckruf gleich - Jump Monk von Charles Mingus über die Zuhörer hinweg. Ein Uptempo-Swing, zu dem Harry Sokal (Tenor- und Sopransaxofon) sogleich mit kraftvoll-warmem Tenorton in die Vollen ging. Der prägnante Stil des
Vienna-Art-Orchestra-Mitgliedes lag irgendwo zwischen John Coltrane und Stan Getz, eingängig, gefühlvoll und eigenwillig.
In der balladesken Miss Morgan von Sam Jones lieferte Ochsenbauer, der gemeinsam mit Schlagzeuger Michael Keul eine unglaublich geradlinige Basis für die Soli seiner musikalischen Partner legte, ein eindrucksvolles Beispiel seines machtvollen Spiels. Pianist Tizian Jost brillierte indes mit stilistischer Vielfalt im Intro zu Mingus’ Ballade Celia.
Den harten Bruch förderte Sokal in der modalen Komposition Nimbus von Ron McClure zutage, seine Improvisation ganz gegen die Gewohnheit disharmonisch angelegt; ein großartiger Schachzug, der für gehörige Reibung sorgte.
Das von interessanten Interpretationen und spannenden dynamischen Bögen getragene Konzert, das mit erfrischend unbekannten Stücken aufwartete, war wie geschaffen, die winterliche Müdigkeit aus den Knochen zu treiben. Es war
spannend, dynamisch, progressiv. Oder einfach: erstklassig.
Augsburger Allgemeine 09.12.11
Rezensionen zur CD Bass Player‘s Delight
“Wow, what a great Cd (…)
The playing is World Class, from start to finish, and the program is terrific” (…)
Ron McClure
(…) schamlos swingende Combo-Lust: mit echten Fetzern – Mingus’ „Jump Monk“, Pettifords „Tricotism“, Ochsenbauers „Brownin“ – „Tamalpais“, Sam Jones’ „Miss Morgan“ -, mit frechen, überraschenden Arrangements und mit einer Band aus vier Könnern. Um mal nicht vom Bass zu sprechen: Saxophonist Harry Sokal, einst Gründungsmitglied des Vienna Art Orchestra, zeigt einmal mehr, warum er 20 Jahre lang der bevorzugte Bläserpartner des großen Art Farmer war.
Mainstream-Jazz von solcher Souverenität hört man nicht mehr oft in Europa. Und wenn dann noch ein originelles Albumkonzept so gelingt wie hier: Hoppla!
Hifistatement – Mai 2011
(…) Ochsenbauer is a young and great bass player and his meeting on this album with the fantastic saxophonist Harry Sokal is a real treasure. This album is full of passionate jazz music of high quality. Sokal amazes with his melodic and virtuosic style, Ochsenbauer shows his quality as highly rated bass player and then this great drummer and pianist. This album has all the ingredients to become a major jazz album. Well chosen material and four top musicians who play with their heart and soul, just wonderful!
Folkworld – July 2011
(…) eine Lehrstunde für das, was Jazz alles sein kann. Die Platte hebt an mit Mingus’ „Jump Monk“, einem fantastischen Opener, der leider viel zu selten gespielt wird. (…)
Die euphorischen Liner Notes stammen von Ron McClure und gehen weit über das hinaus, was berühmte Jazzmusiker normalerweise dem musizierenden Nachwuchs an Lob spendieren. (…)
Neben den hervorragenden Arrangements und der Spielfreude überzeugt auch der Klang der CD …
Jazzthing – Juni 2011
(…)Höchste Zeit, dass Johannes Ochsenbauer einem größeren Publikum bekannt wird.
Der Münchner Bassist darf als eine der großen Hoffnungen seiner Zunft gelten. In der Tradition von Ray Brown, Oscar Pettiford, Charles Mingus, Sam Jones und Ron McClure geht von seinem Spiel ein bezwingender Swing aus, der sich gar nicht erst in den Vordergrund spielen muss, um als tragendes Element der Musik bewusst zu werden.
(…) sie mit swingendem Leben erfüllt, das bei weitem über die Hommage hinaus geht und zeigt, dass ein gut Teil der Zukunft dem Bass gehört.
Jazz Podium – Juni 2011
Sanfte Energie von tiefen Tönen und die Kreativität lassen aufhorchen und das Album zu einem Genuss werden.
Digitale Jazz-Zeitung – Mai 2011
„Hörbar viel Humor war beim Vierertreffen Bass Player’s Delight im Spiel. (…) frönen stilistisch traditionell mit viel Energie dem Sound der Moderne.
Audio – Mai 2011
(…) Ochsenbauer meets Sokal, "Bass player's delight" – ein Mainstream-Album, das man trotz "Mainstream" frisch, unverbraucht und mit viel Freude hören kann.
Dr. Peter Kleiss – Saarländischer Rundfunk – Mai 2011